Das Lichtspielhaus als Postkarte

Das Lichtspielhaus Schramberg auf einem Gemälde von Franz Hützschke,

das jetzt auch in der Serie „Postkarten des Stadtarchivs Schramberg“ erschienen ist.

 

Foto: Michael Schick (Laupheim) Vorlage : Verkehrs- u. Verschönerungsverein Laupheim e.V.

Die Präsentation des Museums- und Geschichtsvereins Schramberg über das ehemalige Lichtspielhaus am Paradiesplatz hat in den letzten Tagen zu einem neuen Blick auf das bedeutende Kulturdenkmal geführt. Einen weiteren Impuls gibt ein Beitrag von Ernst Huber, der aufgeschrieben hat, wie er sich an das in seinem Geburtsjahr 1928 eröffnete Lichtspielhaus erinnert, wie Stadtarchivar Carsten Kohlmann berichtet.

 

 Das von der „Laupheimer Lichtspielbetriebs Gesellschaft“, einer deutschen Tochter der „Universal Pictures Corporation“ in den USA gebaute und betriebene Kino im heute zum Weltkulturerbe gezählten „Bauhausstil“, setzte in den „Goldenen Zwanziger Jahren“ in Schramberg einen bis heute im Schwarzwald herausragenden Akzent moderner Großstadtarchitektur.

Der Kunstmaler Franz Hützschke (1893-1945) aus Thüringen, der schon vor dem Ersten Weltkrieg in Schramberg lebte, hat die das Gebäude umgebende Aura in einem Bild verewigt, das sich heute in der Dauerausstellung über den deutsch-amerikanischen Filmunternehmer Carl Laemmle (1867-1939) im Museum zur Geschichte von Christen und Juden in Laupheim  befindet.

 

Das Stadtarchiv Schramberg hat das Gemälde für eine Postkarte reproduzieren lassen, die bei der Präsentation des Museums- und Geschichtsvereins Schramberg über das ehemalige Lichtspielhaus der Öffentlichkeit vorgestellt wurde und erfreulich gut aufgenommen wurde.

 

Ernst Huber, in dessen Geburtsjahr 1928 das Lichtspielhaus eröffnet wurde, erinnert das Gemälde auf dieser Postkarte daran, wie fasziniert er als Kind und Jugendlicher von diesem Gebäude und den darin gezeigten Filmen war: „Ganz genau so habe ich das auf uns Kinder als Ort der Sehnsucht wirkende Haus in Erinnerung. Dort vermuteten wir die weite Welt! Wir wussten ja noch nicht viel von ihr. Aber mit dem für uns unerschwinglich hoch angesetzten Eintrittsgeld musste dort mehr von ihr und ihren D-Zügen, Rennautos, Flugzeugen, Schiffen, Piloten und Seefahrern zu erfahren sein. Seine klare Bauhaus-Linie hat bei uns Kindern diesen Eindruck sicher noch unterstützt. Während sie viele der gestandenen Schramberger als zwei aneinander geschobene Zigarrenkisten abtaten und die ungewohnte Form nur wegen dem durch dieses Haus entstandenen ‚Fortschritt für Schramberg“ hinnahmen, faszinierte uns jüngere unbewusst das Zusammenwirken von weißen Großflächen, rotem Backstein (Klinker war für uns noch kein Begriff) und gut dosiertem Licht. Ganz genau so, wie es der Maler festhielt, habe ich es auch gesehen, wenn ich, von den Großeltern kommend, abends dort vorbei in den Tierstein musste. Irgendwie war man stolz, dass es in Schramberg so etwas Besonderes gibt.“

 

In besonderer Erinnerung ist Ernst Huber außerdem ein kleines Geschäft geblieben, das sich ebenfalls im Lichtspielhaus befand: „Tüpfelchen auf dem i war das im Eingangsbereich untergebrachte Juweliergeschäft von Joseph Drobzynski und seiner Tochter. Das immer exzellent gestaltete kleine Schaufenster erhöhte die Wertigkeit des ganzen Hauses und machte es, etwas geschwollen ausgedrückt, zu einer Stätte der Kultur.“

Welchen Eindruck das Gemälde von Franz Hützschke, das zunächst in einem Schaukasten des Künstlers in der Hauptstraße zu sehen war, auf die Zeitgenossen machte, belegt schließlich auch ein Bericht im „Schwarzwälder Bote“ vom 13. Juni 1933: „Das Gemälde ‚Lichtspielhaus Schramberg’ von Franz Hützschke ist die Lebhaftigkeit und Buntheit selbst. Die abendliche Stimmung, die Farbenpracht, der Zauber des erleuchteten Hauses, die stimmungsvolle Umgebung,  vereinen sich zur prächtigen Darstellung.“

 

Autor/Quelle: aus NRWZ

Carsten Kohlmann

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